Nachruf Ernst Wälti

Der Vorstand möchte den Angehörigen sein aufrichtiges Beileid aussprechen. Wir bedanken uns bei Stephanie Weber und Dominique Trachsel für das Mitdenken und insbesondere für den schönen Beitrag von Dominique! In Gedenken, der SDV


Mein Nachruf von Ernst Wälti, geb. 30.04.1943, verst. 04.07.2025

 

Ich kannte Ernst schon seit ich mich erinnern kann. Halt einfach so wie man jemanden vom Dorf kannte. Als ich eine Teenagerin war, kaufte er sein erstes Pferd und war jeweils mit anderen «Rösselern» im Dorf oder bei uns auf den Wanderwegen unterwegs.

 

Richtig kennen gelernt habe ich Ernst im Jahr 2005, als ich meinen ersten Vollblutaraber Aoudal kaufte. Aoudal war eine echte Herausforderung, da er von der Rennbahn kam, keine Manieren hatte und vor allen Dingen scheute oder davonraste. Da Ernst zu dieser Zeit bereits seinen Vollblutaraber Mandei hatte und über viel Erfahrung mit diesen Pferden verfügte, bot er mir seine Hilfe an.

 

Dankbar nahm ich an. Bei meinem ersten Ausritt im Gelände begleitete mich Ernst und als wir merkten, dass Aoudal im Gelände besser und sehr motiviert lief, erzählte mir Ernst schon bald von seinem Hobby dem Distanzreiten.

Dieser Sport war bei uns im Berner Oberland völlig unbekannt und ich konnte mir noch nicht vorstellen, wie das so ablaufen sollte.

Bereits ein Jahr später meldete Ernst mich und meine Freundin Sandra beim Distanzritt in Messen für 20km an und begleitete uns dorthin.

Ich erinnere mich noch gut, wie wir absolut keinen Plan hatten, wie man so etwas reitet, ich bin mir auch nicht so sicher, ob wir unsere Pferde jederzeit unter Kontrolle hatten.

Aber Ernst coachte uns in seiner Ruhe und wir belegten Platz 1 und 2. Von da an hatte er uns mit dem Virus Distanzreiten infiziert.

 

Ernst bestritt unzählige Distanzritte, überall in der Schweiz war er am Start. Um mir ein Bild zu machen, ging ich seinen ehemaligen Stall und schaute mir die unzähligen Plaketten und Auszeichnungen an. Distanzritte im Tessin, im Wallis in Champoussin, im Jura, je schwieriger das Gelände, je besser. Ich glaube seine liebste Auszeichnung war jedoch der EVG-Cup, bei dem er immer wieder auf dem Podest war und letztmals im Jahr 2015 gewann.

 

Mit seiner Partnerin Susanna Dünner fand er auch privat sein Glück und sie pflegte sein Hobby Distanzreiten mit ihm. Gemeinsam starteten sie beide an fast jedem Schweizer Distanzritt und unternahmen auch sonst viele Wanderritte.

Bei uns im Kandertal waren wir zeitweise fünf ReiterInnen, die an Distanzritten regelmässig starteten. Auch dies war der Verdienst von Ernst, der diesen Sport so liebte und allen die Interesse zeigten, das Distanzreiten näherbrachte.

 

Sein Pferd Mandei verliess ihn im Jahr 2008 leider viel zu früh und da kaufte er sich den wunderschönen Vollblutaraberhengst Mission RM, welcher glaube ich sein absolutes Seelenpferd wurde.

Nicht nur im Distanzreiten waren die beiden erfolgreich unterwegs auch in der Freiheitsdressur hatte Ernst unzählige Auftritte, war mit ihm an der BEA und die Pferde traten sogar in einer Freilicht-Theaterproduktion auf.

 

Mit Mission RM absolvierte Ernst rund 2000 Distanzkilometer und dass als er schon längstens 

pensioniert war. In den letzten Jahren startete Ernst nicht mehr, sondern genoss Ausritte mit Mission und widmete sich vermehrt der Freiheitsdressur.

 

Als Mission im letzten Jahr starb, ging auch ein Teil von Ernst. Ich besuchte ihn und wir hatten noch mal ein längeres Gespräch. Er nahm noch ein Pferd ans Futter und arbeitete mit diesem, ehe bei Ernst eine schwere Krankheit diagnostiziert wurde. Nach kurzer Leidenszeit starb er am 4. Juli 2025 für alle unerwartet schnell.

 

Bestimmt ist er jetzt bei seinen Pferden und schaut auf uns herab und freut sich an allen die seine Leidenschaft teilen – dem Distanzreiten.

Vielen Dank für alles Ernst!

17.08.2025 Dominique-Yvonne Bohren